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Wissensreichtum: Fakten über den Zustand unserer Welt

27 Okt

Im Kreuzfeuer politischer Diskussionen fühlt man sich oft verloren und kommt den Fakten nicht hinterher. Das ist ein Problem unserer Medienwelt, dem wir alle begegnen müssen. Unsere Fähigkeit uns ein Bild von der Lage zu machen wird zwischen den Diskussionsfronten zerrieben, während uns die Diskussionspartner mit Zahlen konfrontieren, die sich gegenseitig widersprechen. In diesem Artikel möchte ich Euch ein paar nützliche Wissensquellen über den Zustand unseres Landes, Europas und der Welt nennen. Und ich will Euch natürlich dazu ermutigen, fehlende Euch bekannte Quellen hinzuzufügen.

Die besten Grundlagen für eine konstruktive Diskussion haben wohl Menschen, die in ihrem Leben viel und in der Breite gelesen haben und sich sowohl für Geschichte, wie auch Natur- und Sozialwissenschaften gleichermaßen begeistern können. Das Lesen von fiktiven Romanen und Sachliteratur ergänzt sich gegenseitig optimal, denn dadurch kann sich das Wissen in unserem Gehirn am besten verankern. Wir verbinden in effizienter Weise geschichtliche und sachliche Fakten mit (fiktiven) Personen und Schicksalen in den gelesenen Geschichten und betten alle Zusammenhänge ein in ihren zeitlichen bzw. sozialen Kontext. Davon bin ich überzeugt.

Wer viel liest ist ein interessanter Gesprächspartner und kann im Dialog mit Gleichgesinnten sein Wissen verfestigen, vertiefen und enorm erweitern. Denn unsere Meinungen sind uns zunächst eigen und brauchen den Spiegel der Anderen, um sich zu behaupten oder kläglich an der Realität zu zerschellen. Deshalb erscheinen uns die Granden der Politik als die Weisen der Nation. Denn sie sind aufgrund ihrer politischen Laufbahn mit vielen Menschen zusammen getroffen und haben sich mit einem breiten Spektrum unterschiedlicher Meinungen über das menschliche Zusammenleben auseinandersetzen müssen.

Doch wie das so ist, beginnt man den Weg zur Faktenkompetenz nicht am Ende, sondern in einem Zustand der Verwirrung. Und irgendwo auf der Wegstrecke dazwischen setzt mein heutiger Artikel an. Es geht heute um nackte Daten und Fakten und wie man sich dazu informieren kann.

Ich werde Euch im Folgenden ein paar interessante Quellen nennen und Euch bitten, diese in den Kommentaren zu ergänzen. Alle Quellen lassen sich als kostenfreie Downloads im Netz finden. Nun denn, los geht's:

Weltweit:

Amnesty International Bericht (2012) über die Situation der Menschenrechte in 155 Ländern

Arte – Mit offenen Karten: Eine sehr informative und unterhaltsame Sendung zur Einordnung geopolitischer Sachverhalte

Deutschland:

Bericht der Bundetags Enquete-Kommission über Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität in Deutschland

OECD-Länderinformationen über Deutschland

Schwarzbuch des Bunds der deutschen Steuerzahler über die Verschwendung öffentlicher Mittel

Wem gegenüber sich die Parteien verpflichtet fühlen – Informationen auf dem Internetportal des Deutschen Bundestages: Jährliche Berichte über die Parteienfinanzierungen

Möglichkeiten zur demokratischen Mitsprache und Beteiligung:

(Elektronischer) Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages

USA:

http://en.wikipedia.org/wiki/Shadowstats.com

Buchempfehlungen zum Thema Finanzen, Wirtschaftssystem und Finanzkrisen:

– „Die wichtigsten Wirtschaftsdenker“ von Vera Linß (18. Juni 2007)
– „Wirtschaftskrisen: Geschichte und Gegenwart“ von Werner Plumpe (31. August 2010)
– „Bankräuber: Wie kriminelle Manager und unfähige Politiker uns in den Ruin treiben“ von Leo Müller (26.Februar 2010)
– „Geldanlage für Faule“ von Sina Gross (19.Juni 2012)

Studie über die internationalen Verknüpfungen zwischen den einflussreichsten Unternehmen der Welt

Artikel in „Der Sonntag“: 147 Finanzkonzerne regieren die Welt

Die Studie im englischsprachigen Original

Ich hoffe, dass Euch diese kleine Zusammenstellung weiterhilft. Falls Ihr weitere Vorschläge habt und sie thematisch passen, werde ich sie an dieser Stelle zukünftig ergänzen. Ich bin gespannt und freue mich auf neue Links.
Euer Tinyentropy

 

 

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8 Antworten zu “Wissensreichtum: Fakten über den Zustand unserer Welt

  1. marien86

    Oktober 27, 2012 at 3:20 pm

    Hallo tinyentropy,

    ich würde hier direkt zum statistischen Bundesamt verlinken: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/ThematischeVeroeffentlichungen.html;jsessionid=A3E2A39ED73C5A5F713BCEF1A2ECEB37.cae2

    Das Problem bei Enquete-Berichten ist immer: sie enthalten bereits Wertungen. Auch wenn dort Wissen zusammengetragen wird, den Berichtstext segnen die Abgeordneten ab.

    An einer anderen Stelle wird die politische Interpretation der Zahlen noch deutlicher: die Arbeitslosen-Statistiken. Hier sollte man immer die Statistiken des statistischen Bundesamtes gegenlesen. Die Zahlen des Arbeitsministeriums sind, höflich formuliert, sehr weit ausgelegte Definitionen, wer nicht arbeitslos ist.

    EU-weit:

    Haushaltspanel der Europäischen Union (ECHP)
    http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/microdata/echp

    – Panelerhebung, bei der eine Haushalts- und Personenstichprobe im jährlichen Abstand zu
    ihren Lebensbedingungen befragt wird
    – detaillierte Angaben zum Einkommen, die finanzielle Lage im weiteren Sinne, die
    Erwerbsbeteiligung, die Wohnsituation, die sozialen Beziehungen, Angaben zum
    Gesundheitszustand und persönliche Angaben zum Befragten

    Eurostat, EU-Statistikbeörde:

    http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/about_eurostat/introduction

    Seite der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation, wo Statistiken zu einzelnen Ländern abrufbar sind

    http://faostat.fao.org/site/339/default.aspx

    Die einzelnen UN-Organisationen erschlagen einen mit Statistiken und Daten. Wie bei allen Statistiken gilt: sie sind mit Vorsicht und Skepsis zu lesen.

    Mit offenen Karten ist sicher eine, wenn nicht die beste Sendung zu Geopolitik im deutschen Fernsehen. Aber auch hier werden bereits Wertungen vorgenommen – Einordnungen eben. Ich denke, in diesen Zusammenhang würden auch die Scienceblogs passen:

    http://scienceblogs.de/

    Lockerer Stil, mit guter Einordnung und Hintergrund.

    Was ich mich frage, was soll der interessierte Laie mit Zahlen und Fakten, die er nicht einordnen kann? Schön, das wir nun das Higgs-Boson bestätigt haben, und nun? Der Wähler soll mit seiner Stimme über hochkomplexe Dinge abstimmen, von denen er keine keine Ahnung haben kann. Das Spannende am menschlichen Leben ist doch: Kontrolle ist immer besser als Vertrauen, wer kann sich aber eine umfassende (Wissens)Kontrolle leisten?

    Meine These: selbst wenn jeder Bürger ein 10-Semseter Hochschulstudium hätte, er wäre genauso im politischen Kreuzfeuer verloren. Die Argumentationen würden sich entsprechend hoch skalieren. Man würde dann über Fachartikel aus Wissenschaftspublikationen diskutieren und eben nicht mehr über Artikel aus der „Qualitätspresse“

    Es gibt immer genügend Fakten, denen man hinter-hinken kann, Hase und Igel eben.

    Gruß, David Marien

     
    • tinyentropy

      Oktober 27, 2012 at 5:48 pm

      Genial! 🙂 Vielen Dank!

      Ich gebe Dir bei Deinen Einwänden recht. Zu viele Infos verwirren mehr als das sie helfen. Ich halte aber viel von dem „gewusst wo“ Prinzip, falls man mal einen Punkt vertiefen möchte.

      Nochmals danke für Deine Mühe!

       
      • marien86

        November 3, 2012 at 3:05 pm

        Kein Problem, für irgendwas müssen meine EU- und Statistikseminare ja gut sein. 🙂

        Das Interessante ist: wenn man ein Punkt vertieft, vernachlässigt man fünf andere. Eigentlich schreit diese Wissensgesellschaft nach Universalgelehrten. Weil genau diese immer unwahrscheinlicher werden, werden einzelne Fakten immer stärker zur eigenen Meinungsbildung genutzt. Da fällt mir Herr Spitzer und seine „digitale Demenz“ ein. Wie viele Leute werden sich jetzt dieses Buch kaufen, um sich in einem spezifischen Punkt zu vertiefen. Hier werden aber erziehungswissenschaftliche, kulturwissenschaftliche und (vom Autor ungeliebte) neurowissenschaftliche Erkenntnisse vernachlässigt.

        Dieses Buch ist der Beleg dafür, wie Leute ihre vorgefertigte Meinung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen legitimieren wollen.

        Wissensreichtum sagt eben gar nichts über den Zustand der Welt aus, weil es „den Zustand“ nicht gibt. Jeder hat ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, unter welchen Bedingungen „seine Welt“ noch erträglich ist. Ein empiristischer Zugang (neu gelerntes Fremdwort) bringt uns nicht weiter. Wenn man einen bestimmten Punkt vertieft, sollte man sich darüber klar sein, dass man als Beobachter einen bestimmten Blickwinkel einnimmt, der selektiv, relativ und normativ ist. Es geht immer um den Zustand der eigenen Welt. Auch wenn sich viele dieser Welten überschneiden, wären sie deckungsgleich, könnte man Probleme schneller lösen.

        Lieber hat man einen genauen Blick auf die eigene Welt als gar keinen.

        Gruß, David Marien

         
  2. Alexander Lormanberg

    Oktober 27, 2012 at 7:15 pm

    Ich würde noch die Publikationsseite von Transperancy International (Deutschland) nennen:

    http://www.transparency.de/Publikationen.2175.0.html

    Schönen Gruss, Alex

     
    • tinyentropy

      Oktober 27, 2012 at 9:15 pm

      Oh ja, habe ich vergessen 🙂 Dank Dir, Alex

       
  3. tinyentropy

    November 8, 2012 at 2:58 pm

    Ich habe eine Reihe von Büchern hinzugefügt. Gruss

     
  4. tinyentropy

    März 23, 2013 at 8:19 pm

    Eine Studie der Friedrich-Ebert Stiftung über die massive Ausprägung rechten Gedankenguts in grossen Teilen der Deutschen Gesellschaft. Die Studie hat viel Aufmerksamkeit erregt.

    Klicke, um auf mitte-im-umbruch_www.pdf zuzugreifen

    Siehe dazu auch:

    http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-11/rechtsextremismus-studie

     
  5. tinyentropy

    März 24, 2013 at 6:46 pm

    Transparency International Länderranking bzgl. Korruption (2012):

    http://www.transparency.org/cpi2012/results

     

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