Nach den schrecklichen Attentaten in Paris müssen wir nach Konsequenzen fragen. Wie können wir den Schutz in der Öffentlichkeit erhöhen?
Wie es zu erwarten war, kam sofort das Thema Vorratsdatenspeicherung auf den Tisch. Das Kalkül ist, dass man durch eine Ausweitung der Überwachung zukünftige Anschläge wird verhindern können. Aber gibt es keine dringlicheren Maßnahmen? Ist es nicht so, dass wir erst kürzlich durch Snowden gelernt haben, wie intensiv die globale Überwachung bereits läuft!?
Können wir uns von einer weiteren Intensivierung tatsächlich noch mehr Sicherheit erkaufen? Oder befinden wir uns im oberen Bereich einer Sättigungskurve, so dass noch bessere Ergebnisse nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand erzielbar sind? Sind wir bereit, dafür komplett auf unsere Freiheit zu verzichten?
Fraglos gibt es eine Menge Gefahren im Internet, vor denen uns der Staat schützen sollte. Ich spreche aber von Wirtschaftsspionage, Datenklau und vor allem Cyberkriminalität. Interessanterweise sieht man in all diesen Punkten keinen Fortschritt. In Anbetracht der von Snowden aufgedeckten technischen Möglichkeiten unserer Regierungen müssten sich diese Probleme doch viel besser in den Griff kriegen lassen! Aber das ist offensichtlich nicht der Fall. Möchte man nicht unterstellen, dass dies bewusst ignoriert wird – was ich auch für möglich halte- liegt dies wahrscheinlich am Personalmangel. Es genügt eben nicht tonnenweise Daten anzuhäufen. Man muss sie auch vernünftig auswerten können und darf dabei nicht die Übersicht verlieren. Sonst kommt es, wie damals bei der Entführung von Hanns Martin Schleyer, dazu, dass wichtige Hinweise übersehen werden. Somit ist am Ende niemandem geholfen, obwohl ein Riesenaufwand betrieben wurde. Oftmals ist weniger eben doch mehr. Es kommt darauf an, all die Kräfte auf den richtigen Wirkungspunkt zu konzentrieren.
Was sollte man also machen? Meiner Meinung nach müssen wir sehr viel mehr Geld in unser Militär und in die Absicherung unserer Computerinfrastruktur investieren. Unser Land muss dringend Kompetenzen entwickeln, um möglichst jegliche Art von virtuellen Angriffen von außen abwehren zu können. Nicht nur von Terroristen. Ebenso brauchen wir ein ernstzunehmendes, modernes und schlagkräftiges Militär. Aktuelle Krisenherde wie in Syrien können jederzeit außer Kontrolle geraten. Der islamische Staat hat rapide an Größe gewonnen und es ist nicht auszuschließen, dass wir uns ab einem bestimmten Punkt nur noch militärisch werden wehren können. Auch im Hinblick auf Großmächte wie China, Russland und Amerika sollte sich Europa in Acht nehmen, im militärischen Bereich und bei dem Thema IT-Sicherheit nicht vollkommen abgehängt zu werden.
Die Vorratsdatenspeicherung ist derzeit auch ein politisches Feigenblatt, um nicht mehr Geld in die Polizei zu stecken – was aber dringend notwendig wäre. Erst wenn solche Maßnahmen umgesetzt würden, könnte man weitersehen.
Wir werden vermutlich nicht in Frieden leben – die Kriege unserer Generation schleichen sich langsam ein. Sie werden uns unvorbereitet treffen.
Update: Eine aktuelle Dokumentation zu den Gefahren für Deutschland:
ARD Die Story: Schlachten im Internet