Ich hatte mich über den „arabischen Frühling“ gefreut und war gleichsam enttäuscht, dass der Westen, besonders auch Deutschland, diesen nicht so richtig unterstützten. Man erinnere sich an Deutschlands Enthaltung im Sicherheitsrat, als es um die militärische Unterstützung der Revolutionäre gegen Gadaffi ging.
Nun versinken Länder wie Ägypten und Libyen scheinbar wieder im Chaos. Und auch deswegen ist es wichtig, dass die Revolution in Tunesien ein sichtbares Erfolgszeichen, in Form einer neuen und liberalen Verfassung, in die Welt stellt. Sicher ist es auch ein unglaubliches Erfolgserlebnis für die Menschen, deren persönlicher Einsatz auf den Strassen jetzt endgültig Früchte trägt. Wir Deutschen können da vielleicht nicht mal mithalten, denn unsere eigenen Revolutionsleistungen sind eher bescheiden.
Mich freut es sehr für die Tunesier, dass sie es geschafft haben einen Kompromiss zwischen den unterschiedlichen Interessenslagen in dem Land zu finden und sich mit einer starken und modernen Verfassung selbst zu belohnen. Man hört sonst so viel unerfreuliches aus Maghreb, von wo aus sich viele afrikanische Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa auf machen. Daher sollten diese guten Nachrichten auch entsprechend gewürdigt werden.