Es besteht kein Zweifel daran, dass die Ordnung unserer Gesellschaft ungerecht ist. Mich selbst erfüllt es mit Zorn, dass die soziale Schere in Deutschland seit Jahren weiter und weiter auseinandergeht, sich aber kaum jemand daran stört. Berechtigte Hinweise darauf werden allzu oft in “die linke Schublade“ gesteckt und damit einfach abgetan. Es wäre so wichtig, dass wir diese tiefgreifenden Probleme, die unsere Demokratie gefährden, in der Gesellschaft offen diskutieren und endlich damit beginnen, an gerechten Lösungen zu arbeiten.
Aber die aktuellen Gewaltakte in Frankfurt sind eine Tragödie. Als Occupy Wall Street Sympathisant möchte ich mich offen davon distanzieren. Ich verachte die gewalttätigen Ausschreitungen. Sie sind nicht zu rechtfertigen und der Sache nicht dienlich.
Als offene Symptome einer breiten Unzufriedenheit lassen sich die Proteste sicherlich erklären. Die Vermögensverhältnisse der Menschen in Deutschland und den anderen westlichen Ländern sind so dermaßen schief, dass sich daran nachhaltig etwas ändern muss. Aber ich wünsche mir, dass dies auf einem politischen Wege erfolgt.
Leider ist es so, dass friedliche, konstruktive Proteste wie die Occupy Wall Street Bewegung zu wenig Unterstützung in der breiten Masse der Menschen gefunden haben. Ich kann mich daran erinnern, wie schwer es war, Freunde davon zu überzeugen, sich daran zu beteiligen. Es ist mir nicht gelungen.
Stattdessen gehen in Deutschland viele Menschen unter der Fahne von PEGIDA auf die Straßen. Das ist wirklich sehr traurig.
Das Scheitern von Occupy Wall Street sehe ich als einen wichtigen Grund für die aktuellen Proteste in Frankfurt.
Ich hoffe, dass die Politiker nicht nur mit einem erhobenen Zeigefinger reagieren werden. Wenn unsere Parteien, egal welcher Gesinnung, nicht endlich anfangen, die sozialen Probleme aufzuarbeiten und für gerechtere Verhältnisse auf politischem Wege zu sorgen, wird unsere Gesellschaft langfristig sehr darunter leiden.
Ich plädiere für ein Aufbrechen des Schwarz-Weiß-Denkens. Es geht hier nicht um die Abschaffung des Kapitalismus oder den Ruf nach Sozialismus. Es geht um Gerechtigkeit. Dieses höhere Prinzip muss für uns der Maßstab unabhängig von jeder ideologisch gefärbten Sichtweise sein.
Veröffentlicht mit Smartphone – Fehler können passieren
Viktor Koss
März 18, 2015 at 4:35 pm
Zustimmung!
Die Gewalt löst kein einziges Problem. Im Gegenteil, vertieft lediglich die unlösbare Probleme die mit der gegenwärtigen Entwicklung der Geldpolitik der EZB nur noch unlösbarer werden müssen. Die Ursachen sind vielfältig, sie liegen in einer verschlafenen Zeit seit Ende 90er und kaum nachvollziehbaren Lösungen seit dem Ausbruch der Krise 2007/08.
Griechenland ist als ein Scheinproblem geschaffen um gerade durch die Zuspitzung der politischen Gegensätze, die wahren Probleme und Ursachen zu verschleiern. Die Demokratie ohne Rechtsstaatlichkeit, Achtung und Pflege der Grundsätzen und Werten, die allgemein als Verfassungswerte bekannt und damit als Bestandteil des EU-Rechts gelten sollen, werden durch die gegenwärtige Geldpolitik beschädigt. Viel mehr vergrößern die Schere zwischen arm und reich, aber noch viel mehr hindern langfristig eine gesunde Basis für eine gerechte und leistungsfähige Union. Diese Union brauchen wir alle und benötigen für die Lösung der Probleme gemeinsame produktive Kräfte, Objektivität und Schlagkraft der Urteilskraft, den guten Willen, aber keine Steine und Krawalle die uns alle immer tiefer in Sumpf unsrer Unfähigkeit die Fehler zu erkennen und anerkennen ziehen muss.
Eine ideologische Auseinandersetzung ohne umfangreiche Analyse der wahren Ursachen der gegenwärtigen Entwicklung ist auch fehl am Platz. Es geht vor allem um Unfähigkeit und Unmöglichkeit sich dem Diktat eines rational manipulierten Marktes zu entziehen. Ein manipulierter Markt ist kein freier Markt und engt und beschränkt die wahre produktive Freiheit der Menschen, damit neigt viel mehr gerade dem Grundproblem erkannt durch die Funktionsweise der realen sozialistischen gescheiterten Gesellschaftsmodellen. In diesen gescheiterten Systemen hat eine unbedeutende Minderheit als selbst ernannter Verwalter über alles mögliches entscheiden dürfen, im Aberglaube damit alle beglücken zu können. Ähnliches geschieht heute hinter den Fassaden der Macht, aber die Lösungen die man mit der Gewalt und Steinen versucht zu suchen sind nur die Unterstützung dieser Entwicklung gegen man protestieren möchte.
mfg
V.