Ja, ja, der Herr Lindner. Ich mag ihn. Er ist zweifelsohne ein charismatischer und sehr intelligenter Mann. Leider arbeitet er für die falsche Partei.
Heute habe ich mir mal die gefeierte “Wutrede“ angeguckt. Im ersten Moment war ich beeindruckt. Ausgesprochen eloquent, der Herr. Aber was steht im Kern seiner Kritik? Und ist seine Kritik berechtigt? Nein!
Erstens, Herr Lindner fühlt sich angegriffen, weil man ihn auf seinen wirtschaftlichen Misserfolg hingewiesen hat. Das kann ich verstehen. Es ist nicht die feine Art, auf dem Scheitern anderer herumzureiten. Andererseits hätte Herr Lindner das gelassener hinnehmen können. Es ist doch stark übertrieben, sich stattdessen als Opfer von Häme darzustellen. Aber wir sprechen hier von einem Politiker und als solcher inszeniert er sich natürlich gerne am Rednerpult.
Zweiter Punkt: Er wirft anderen Politikern vor, dass sie im Staatsdienst ein risikofreies Leben gewählt haben. Dagegen setzt er das Modell, Mut zum Risiko zu haben, aber auch scheitern zu können. Es ist natürlich klar, dass er dafür eine Menge Beifall erntet. Aber bleiben wir doch mal bei den Fakten.
Was hat Herr Lindner denn vorzuweisen in seiner Biografie? Ich zitiere da mal aus Wikipedia:
Im Mai 2000 gründete Lindner zusammen mit drei weiteren Partnern die Internet-Firma Moomax GmbH. Die Anschub-Finanzierung von circa 2.000.000 € erfolgte durch eine Wagniskapitalgesellschaft, wofür diese wiederum einen Kredit in Höhe von 1.400.000 € aus öffentlichen Mitteln der Kreditanstalt für Wiederaufbau erhielt. Lindner war von 2000 bis 2001 Geschäftsführer und verließ dann das Unternehmen, das kurze Zeit später Insolvenz anmeldete. Der Kredit aus öffentlicher Hand musste im Fall der Insolvenz nicht zurückgezahlt werden.
Zweifelsohne wurde da ein Risiko eingegangen. Dass es ein Misserfolg wurde, wissen wir ja schon. Worauf ich aber hinweisen möchte, ist, dass diese Unternehmung die öffentliche Hand 1,4 Millionen Euro gekostet hat. Vor diesem Hintergrund wäre es verdammt noch mal angemessen, kleinere Brötchen zu backen. Anstatt eine Attitüde zu haben, dass man den eigenen Misserfolg nicht zu verantworten braucht und sich über berechtigte Kritik zu echauffieren.
Veröffentlicht mit Smartphone – Fehler können passieren
Pfeffermatz
Februar 3, 2015 at 10:52 pm
Es muss jedem freigestellt sein, für sein eigenes Leben seine eigene Balance zwischen Risiko und Sicherheit zu finden. Insofern darf man niemanden vorwerfen, ein risikofreies Leben gewählt zu haben (wenn das überhaupt so zutrifft; es gibt auch ganz andere Risiken als die rein unternehmerischen oder finanziellen). Andererseits sollte man Lindner auch nicht vorwerfen, ein Unternehmen gegründet (und in den Ruin geführt) zu haben: davon lebt schließlich die Wirtschaft: dass Leute Geld investieren.
Und selbst wenn das Geld aus der öffentlichen Hand stammt, so ist das Geld ja nicht weg. Ärgerlich sind nur solche Konstruktionen, bei denen das Geld letztendlich nicht beim “kleinen” Mann ankommt, sondern in die Beutel der Reichen oder Korrupten oder Unfähigen gelangt. Wie das bei Moomax war, weiß ich nicht, aber wenn das Geld noch Anschubfinanzierung war, dann mögen Handwerker und Produzenten und Dienstleister profitiert haben, und das ist ja okay.
Aber natürlich darf man Lindner vorwerfen, ein schlechter Unternehmer zu sein!