Ein jeder hat seine Päckchen im Leben zu tragen und die Lasten sind höchst ungleichmäßig verteilt. Aber auch das Leistungsvermögen unterscheidet sich von Mensch zu Mensch. Manch einer fühlt sich von der Qual ein Minipaket schultern zu müssen bereits völlig erdrückt, während andere beherzt zugreifen und zusätzlich die Lasten der Personen ihres Umfelds mit tragen. Menschen, die sich darüber nie beschweren und immer eine gewisse Leichtigkeit des Seins verkörpern, dabei anderen mit Rat und Tat beiseite stehen, möchte ich als Felsen in der Brandung bezeichnen. Der Umgang mit solchen Menschen ist sehr angenehm und ihnen gebührt Respekt, weil sie für andere ein positives Beispiel sind.
Mein Leben hingegen ist die Brandung! Ein chaotisches Tosen mit ungeheurer Kraft. Ich kann ganz gut darin navigieren, aber ich bin sehr froh, dass ich viele Felsen um mich herum habe. Sie bieten mir Schutz vor den Mörderwellen und sind verlässliche Ankerpunkte. Aber um im Bilde zu bleiben, es prallen Welten aufeinander, wenn ich mich solchen Felsen nähere. Denn ich steuere mit ungeheurer Wucht auf ein im Gleichgewicht ruhendes Objekt zu. Bevor ich dort Halt finden kann, braucht es eine völlige Umstellung, ein abruptes Ausbremsen meines inneren Impulses. Erst danach ist alles gut. Ich schätze diese sehr guten Freunde. Sie sind mir sehr wichtig. Aber ich bemerke oft, dass ich mich mit anderen Menschen leichter emotional koppeln kann. Es ist wohl typisch für uns Menschen, dass wir besonders dann auf andere Menschen ansprechen, wenn sie uns in ihrer Lebenslage und der Art und Weise diese zu betrachten an uns selbst erinnern.
Einer meiner Felsen ist zur Zeit von Zweifeln geplagt. Diese sind berechtigt und ich hoffe, dass sich alles klären wird. Ich bin sogar sicher, denn er hat das Potenzial alles zu richten. Bei unserem Gespräch darüber ist mir aber auch direkt aufgefallen, dass ich die Person sehr mag. Es war, als käme mir die Person aufgrund ihrer sichtbaren Verletzlichkeit menschlicher und zugänglicher vor. Wir Menschen sind eben von Natur aus keine unverwüstlichen Wesen. Und wer möchte eigentlich mit etwas totem wie einem Stein gleichgesetzt werden?
Ist es also am Ende gar nicht gut, wenn man ein Fels in der Brandung ist? Ich weiß aus guten Gesprächen, dass einige sehr charakterstarke Menschen es so wahrnehmen, dass sie selbst mehr in Beziehungen investieren, als sie zurück bekommen. Vielleicht liegt das daran, dass es anderen schwer fällt emotional bei ihnen anzudocken. Das ist meine These. Um aber meine Frage aufzulösen. Ein jeder sollte sich bemühen für sich selbst ein Fels in der Brandung sein zu können. Das gebietet die Selbstverantwortung. Wenn man dann noch Anteil am Schicksal anderer nimmt, zeichnet das einen guten Charakter aus. Würde es mehr solcher Menschen auf der Welt geben, wäre diese ein besserer Ort. Denn für sich selbst und für andere Verantwortung zu übernehmen ist der Schlüssel für ein harmonisches Zusammenleben. Aber mein Rat an Menschen, die sich bemühen immer ein Fels in der Brandung zu sein, wäre, dass sie öfters mal aus der Rolle fallen und ihre Schwächen und Zweifel zeigen dürfen. Es macht sie für andere zugänglicher.
IchNicht
September 4, 2014 at 5:37 pm
Schön zusammengefasst.