Um mich herum ist es düster, nur wenig Licht dringt zu mir durch. Mir tropft der Schweiß von der Stirn. Nicht nur von der Stirn. Ich bin schweißnass.
Mein Gegenüber sitzt mit gesenktem Kopf. Schweißtropfen zeichnen sich im fahlen Licht am Grat der Körperkontouren ab. Das einzig schöne an diesem Anblick, denke ich mir, und drehe mich zur Seite. Dort befindet sich ein Fenster nach draußen. An diesem dunklen Ort der Stille. Das gefällt mir.
Um noch klar sehen zu können, muss ich mir den Schweiß aus den Augen wischen. Dann plötzlich ist es wieder so weit. Der Mitarbeiter der Anstalt tritt vor mich. Sein Griff um den Stock in seinen Händen sieht kunstvoll locker aus. Dass mir das noch auffällt! Neben mir stöhnt jemand in diesem Moment. Rechts von mir wirkt jeder völlig geschafft. Die letzte Welle kam aggressiv. Aber so war es gewollt.
Der Mann hält den Blick auf mich gerichtet und holt kraftvoll aus. Ich sehe wie sich die Muskeln anspannen. Meine tun es reflexartig auch. Dann knallt es vor mir in der Luft. Der Stock, an dessen Ende eine Art Handtuch gebunden ist, wurde kraftvoll geschwungen. Wie eine Schockwelle wirkt es auf mich ein. Eine ungeheure Hitze explodiert in meinem Gesicht. Kurz verziehe ich das Gesicht… aber nicht vor Schmerz. Ich stemme mich entgegen und halte es aus. Es tut gut. Ein kleiner Sieg. Ein gutes Gefühl sich dem heißen Ansturm zu stellen. “Glühend heiß, wie in der Sahara“, schießt es mir noch durch den Kopf.
Blind greife ich neben mich und spüre etwas eiskaltes, in dem sich meine Hand verfängt. Ein seltsames Gefühl, ein harscher Kontrast. Ich greife danach und werfe dann die Hand zurück. Ein neuer, kleiner Schock. Es läuft mir nun kalt den Rücken herunter. Aber ich genieße es und gelange vollends zu mir.
Man ist mit mir fertig und ich höre wieder das Stöhnen um mich herum. Es ist nicht meine Art, sonst würde ich mit einstimmen. Langsam wird es brenzlig. Mir wird bewusst vielleicht zu hoch gepokert zu haben. Ich bin hoch hinauf gekommen; hier ist die Luft dünn und hitzig. Tiefer unten in dieser Gesellschaft muss man sich weniger Sorgen machen. Dort wird nicht so heiß gekocht.
Ein weiteres Knallen neben mir durchbricht meine Gedanken. Weiteres Stöhnen. Kraftlose Bewegungen müder Körper, gesenkte Häupter. Doch niemand gibt auf. Ich schließe die Augen und warte auf das Ende. Wir alle tun das.
‚Meine Damen und Herren. Ich hoffe Ihnen hat diese Runde gefallen. Vergessen sie nicht zu duschen und trinken sie ordentlich. Der nächste Aufguss findet in einer Stunde statt. Vielen Dank‘
tinyentropy
Juli 17, 2016 at 4:28 pm
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