Niemand mag es, wenn Geheimnisse ausgeplaudert werden. Verräter werden geächtet und das in den meisten Fällen zu Recht. Aber ich möchte nicht auf die Whistleblower-Debatte hinaus. Stattdessen möchte ich auf eine Forschungsarbeit hinweisen, die spektakuläre Resultate erbrachte.
Sicher ist es Euch selbst auch schon mal aufgefallen, dass Laptops und PCs eine ganze Menge seltsamer mechanischer und elektromagnetisch verursachter Geräusche von sich geben, was ziemlich nervtötend ist. Worüber sich einige Menschen, so wie ich, bloß aufregen, führte israelische Computerwissenschaftler hin zu einer interessanten Fragestellung. Welche Informationen verbergen sich in diesen akustischen Signalen?
Die Geräuschkulisse ist mit nichten bloß ein akustisches Rauschen. Darin verborgen sind erstaunlich präzise Informationen. Aber welcher Art? Gibt der „geschwätzige“ PC etwas über seine Charakteristika preis? Kann man bspw. frühzeitig erkennen, ob sich ein baldiger Defekt ankündigt? Das wäre doch eine nützliche Sache. Irgendwie erinnert es mich daran, dass Hunde aufgrund ihres ausgezeichneten Geruchssinns fähig sind, krankhafte Veränderungen im menschlichen Körper aufzuspüren. Was also gibt das Geräuschprofil des Rechners preis?
Nun, ob die Forscher versucht hatten einen möglichen Rechnerdefekt vorherzusagen ist mir nicht bekannt. Aber sie fanden etwas noch spektakuläreres heraus. Tatsächlich ist es nämlich so, dass unser Rechenknecht freimütig unsere intimsten Geheimnisse herausposaunt. Im laufenden Betrieb kann man durch Abhören der Prozessorgeräusche Rückschlüsse auf die aktuell verarbeiteten Daten gewinnen.
Die Konsequenzen sind monumental. Denn im Prozessor werden allerlei Daten verwaltet, je nachdem welches Programm gerade läuft. Den Forschern ist es gelungen, durch „Abhören“ des Rechners sogar die Passwörter von privaten Schlüsseln des beliebten Public-Key-Verschlüsselungsverfahrens auszuspionieren. So können mit relativ wenig Aufwand verschlüsselte Geräte und Festplatten entsperrt werden. Die Forscher weisen sogar darauf hin, dass das Abhören mit einem Mobiltelefon möglich sei.
Die Forscher machten ihre Erkenntnisse publik und hilfen bei der Entwicklung neuer Verfahren, die das Problem umgehen sollen.
Ich finde dies vor allem ein super Beispiel für die Wissenschaft. Gute Wissenschaftler zeichnet aus, dass sie Muster dort erkennen, wo andere Menschen nur Chaos und Unordnung vermuten.
Pfeffermatz
Dezember 20, 2013 at 11:38 pm
Schönes Plädoyer für die Wissenschaftler, dein letzter Absatz! Ein guter Wissenschaftler muss nicht etwa sozial inkompetent und ein Trekkie sein, sondern: neugierig, kreativ und am besten noch spontan.
tinyentropy
Dezember 21, 2013 at 3:30 pm
Schön, dass Du das auch so siehst 😉