Habt Ihr den Film „Planet der Affen – Prevolution“ gesehen? Falls nicht, dann will ich ihn Euch sehr empfehlen. Es geht um die Vorgeschichte zu der Saga „Planet der Affen„, die auf einem Roman von Pierre Boulle basiert und in der 1970ern verfilmt wurde. Die Geschichte ist, kurz gesagt, dass die Affen einen bedeutenden Entwicklungssprung schaffen und die Herrschaft übernehmen.
Der neueste Film der Saga wurde äußerst faszinierend umgesetzt. Das Werk überzeugt durch aufwendige Visual Effects, die lebensechte Bewegungen der Computer generierten Affen auf die Leinwand bringen. Aber wie geht das?
Falls Ihr Euch mit dem Thema Visuelle Effekte noch nicht beschäftigt habt, dann schaut Euch doch mal das untenstehende Making-Of-Video an. Im Prinzip gibt es zwei wichtige Dinge, die zu beachten sind. Die realitätsnahe visuelle Darstellung virtueller Objekte (der Affe soll wie ein echter Affe aussehen – also z.B. ein struppiges Fell besitzen) und deren lebensechte Bewegungen (es wäre eigentümlich, wenn sich der Affe wie ein Roboter bewegt).
Zuerst werden so genannte Gittermodelle von den darzustellenden Objekten im Computer modelliert. Das bedeutet, die Objekte werden durch eine Menge von Punkten räumlich erfasst. Der Computer weiß nun, aus welchen Punkten sich ein Objekt zusammensetzt und wie die Punkte zueinander in Beziehung zu setzen sind. Diese Punktwolke stellt aber nur die Oberfläche des Objekts dar. So besitzt das Objekt keine Substanz bzw. innere Tiefe, aber man kann es frei im Raum drehen. Die Punkte sind in einem 3-dimensionalen Koordinatensystem erfasst und das Objekt liegt / steht in einem virtuellen Raum. Es können sich eine Vielzahl von getrennten Objekten gemeinsam in dem Raum befinden und frei angeordnet werden, so dass eine Szenerie entsteht. Darin kann eine virtuelle Kamera frei bewegt werden.
Um für den Zuschauer die Objekte wie reale Objekte erscheinen zu lassen, muss die Illusion einer geschlossenen Oberfläche erzeugt werden. Der Zuschauer darf nicht bemerken, dass es sich um bloße Punktwolken handelt. Ausserdem müssen die Oberflächen natürlich so gestaltet sein, wie wir es von dem Anblick der Objekte gewohnt sind. Diese Illusion wird erzielt, indem auf das Gittermodell Texturen projiziert werden. Texturen sind kleine Teilbilder von Strukturen, in etwa so wie das Testmuster einer strukturierten Wandtapete im Baumarkt als Ausschnitt für das Ganze steht. Den Prozess des Texture Mappings kann man sich so vorstellen, wie Diabilder auf eine geschwungene Leinwand projiziert würden. Am Computer wird genau berechnet, wie die Textur (z.B. die Oberfläche eines vom Wind durchflügten tierischen Fells) gestreckt, gestaucht und auf das Gittermodell projiziert werden muss, damit der visuelle Endeindruck stimmt. Natürlich muss das parallel und abgestimmt für alle sichtbaren Bildausschnitte gemacht werden. Das ist algorithmisch eine komplexe Herausforderung. Es steckt eine sehr lange technische Entwicklung dahinter, die zum Grossteil durch die Computerspieleindustrie vorangetrieben wurde. Da diese Berechnungen sehr aufwendig sind, werden sie über Monate hinweg in so genannten Rendering-Farmen durchgeführt. Der Film ist dann schon längst „im Kasten“. Besonders schwierig sind Texturen für Haare, Fell und die korrekte Berechnung von Lichteinflüssen.
Was aber jetzt noch fehlt sind authentische Bewegungen der Objekte! Dies wird heutzutage durch Schauspieler kompensiert. Beim Motion Capturing Verfahren tragen die Schauspieler spezielle Anzüge, die mit visuellen Markern versehen sind. Auf diese Weise kann der Computer die Bewegungen erfassen und auf die Gittemodelle übertragen. Ein Gittermodell kann wiederum mit einem mathematischen Modell der Muskelbewegungen und der Trägheit des simulierten Körpers verbunden sein und so weiter und so fort. Ein unglaublicher technischer Aufwand, wie man auch in dem Making-Of-Video sieht. Dahinter stecken aber auch die herausragenden Leistungen der Schauspieler, die man am Ende leider nicht mehr zu Gesicht bekommt.
Wenn man sich ansieht, wie die Schauspieler den virtuellen Charakteren auf den Bühnen der Studios Leben einhauchen, fühlt man sich interessanter Weise wieder an klassisches Theater erinnert. Die Requisiten sind spartanisch, die Bewegungen und Mimik fallen ünertrieben deutlich aus. Es ist witzig, dass die Entwicklung derzeit wieder in diese Richtung geht. Gute Zeiten für klassische Theaterschauspieler!
Bleibt noch die Frage, wie ich das mit dem Titel meinte. Nun ja! Wie man sieht können bewegte Bilder heutzutage beliebig manipuliert werden. Die beschriebenen Special Effects sind natürlich extrem teuer, aber in kleinerem Maßstab kann man Bildmanipulationen auch am heimischen PC machen. Oder – im Falle einer Regierung- investiert man eben das Geld für überzeugende Visual Effects. Der Punkt ist: welchen Bildern im Fernsehen können wir überhaupt noch trauen!? In Zukunft sicher nur noch Filmen, die wir selbst zu verantworten haben.
tinyentropy
Dezember 15, 2012 at 3:52 pm
tinyentropy
Juni 10, 2013 at 4:24 pm
Wie Gollum zu Gollum wurde….
http://www.heise.de/tr/artikel/Die-Verwandlung-1860775.html