Auf einer Autofahrt habe ich mir ein Sternstunden-Gespräch aus der Reihe Klassiker reloaded über die Philosophin Hannah Arendt angehört, welches ich sehr anregend fand. Hannah Arendt (siehe Wikipedia), die aus einer jüdischen Familie stammte, begleitete 1961 als Berichterstatterin für die Zeitung The New Yorker den viel beachteten Prozess gegen Adolf Eichmann, seines Zeichens ehemaliger SS-Obersturmbannführer. Es war dem israelischen Geheimdienst gelungen, Eichmann in Argentinien festzusetzen und ihn nach Israel zu entführen, um ihm dort den Prozess zu machen. Dies war insbesondere von grosser Bedeutung, weil Eichmann als ein grosses Tier des NS-Regimes galt.
Hannah Arendt stellte über Eichmann fest, dass er nicht mehr als ein Untertan (ein „Hans Wurst“) sei, der es bewusst vorzog keine eigene Verantwortung zu übernehmen, sondern sich als ein Instrument zur Befehlsausführung aufzufassen. Dies führte sie zu ihrer Aufsehen erregenden Reflexion über „Die Banalität des Bösen„, welche Ihr viel Kritik einbrachte, da sich viele Juden dadurch vor den Kopf gestossen fühlten. Ihre These war, dass Menschen sich gerne in der Rolle des Untertanen sehen, der für seine Taten nicht eigenverantwortlich ist, sondern auf Geheiss von oben handelt. Es ist eine streitbare These, die aber zur Zeit des Nationalsozialismus in der Effizienz und Wirkungsweise des Machtapparates ihre Bestätigung fand und seitdem in vielen Regimen immer wieder aufgezeigt werden kann. Der einzige Ausweg aus diesem Reflex des Menschen, seine Verantwortung von sich zu schieben, sei die Kommunikation der Menschen miteinander, die alleine es den Menschen erlaubt, einander wahrhaft zu verstehen und sich gegenseitig anzuerkennen. Jeder wird in die Gemeinschaft eingebunden und muss dort Verantwortung übernehmen, während er gleichzeitig erfährt, wie er selbst von anderen Menschen reflektiert wird.
Kommunikation als Weg zum Verständnis. Dies scheint für Hannah Arendt der Gegensatz zu einer Beamtenmentalität zu sein, die den Massenmord möglich machte und auch heutzutage in vielen totalitären Systemen beobachtet werden kann.
Das Thema ist sehr interessant. Es beleuchtet den Aspekt, dass der Mensch eben nicht von sich aus gut ist. Erst seine Mitmenschlichkeit, seine Bereitschaft einen Bund mit seinen Mitmenschen einzugehen, und zwar unabhängig von ihren (oft abweichenden) Meinungen, fördert seine guten Seiten, zu denen er grundsätzlich fähig ist, so lange sein Gehirn nicht krank ist.
Dass der Mensch, wenn es ihm erlaubt wird, sich aus seiner Verantwortung stehlen zu können, zu asozialem Verhalten neigt, konnte 1961 in den so genannten Milgram-Experimenten gezeigt werden. Grob gesagt, wurde ein Proband in der Rolle eines Lehrers dazu angewiesen, seinen Schüler mit einem Elektroschock zu bestrafen, wenn dieser falsche Antworten gab. Die meisten Versuchsteilnehmer machten von den Elektroschocks extensiven Gebrauch. Ähnliche Ergebnisse erbrachte auch das Standford-Prison-Experiment, welches die Grundlage für den Kinofilm „Das Experiment“ darstellt. In diesem Experiment wurden Probanden in zwei Gruppen, Häftlinge und Wärter, unterteilt und es zeigte sich, dass die Wärter selbst vor drastischsten Mitteln nicht zurückschreckten, wenn sie dazu aufgefordert wurden, die Disziplin der Gefangenen um jeden Preis zu erzwingen.
Hier zeigt sich ein ganz aktueller Bezug zu den Ereignissen in Abu grahib und um die US-Soldaten, die kürzlich wegen Leichenschändung angeklagt wurden. Die Täter haben sich wie Tiere benommen und ihre Opfer offensichtlich nicht als Mitmenschen wahrgenommen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Moral der Soldaten von Seiten ihrer Vorgesetzten korrumpiert wurde, entweder durch Versäumnisse im Bereich der Schulung und Bildung der Gesinnung, oder mit gezielter Absicht, um durch Ausschaltung des Mitgefühls bessere Ergebnisse aus militärischer Sicht zu erreichen. Es sind junge Männer, die abgekapselt von einem ausgewogenen sozialen Umfeld und ohne gezielte Bildung keine positiven Seiten ausbilden können und sich im Zuge der Gruppendynamik dann bereitwillig ihrer Verantwortung entziehen. Daher trifft ihre Auszubildenden eine bedeutende Mitschuld.
Anonymous
April 30, 2012 at 5:40 pm
Hallo tinyentropy,
mir ist immer noch nicht ganz klar, warum der Mensch gar nicht von Grund auf Gut sein sollte? Unsere Triebe und Instinkte sind doch unter anderem mitverantwortlich für die Entstehung einer Gesellschaft:
– das Kleinkind fühlt sich zu seiner Mutter hingezogen
– die Mutter ist für das Geschrei ihres Kindes sensibilisiert
– gewisse Trauermechanismen sind interkulturell und auch bei einigen Tieren verbrieft, sind also Teil dieser Lebewesen jenseits ihres Bewusstseins.
Mit den Erfahrungen der Nazi-, Stalin- oder Maozeit für das Böse im Menschen argumentieren zu wollen halte ich doch für sehr einseitig. Man macht hier ein Teil zum Ganzen, es bleibt aber nur ein Teil. Es ist doch sehr bezeichnend, dass Nazis Stalinisten und Maoisten „Kinder der Moderne sind“. Begriffe wie Bürokratisierung, Professionalisierung und Identifizierung, i. S. v. man erklärt sich zum Bestandteil einer Gemeinschaft passen hier ebenfalls gut hinein.
Der Totalitarismus existiert meiner Meinung nach nicht, weil der Mensch böse ist, sondern weil er Mechanismen geschaffen hat, die Individuen entmenschlichen. An dieser Stelle bin ich Marxist, weil ich glaube, dass der Totalitarismus ohne Entfremdung nicht denkbar ist.
Wenn ich nicht mehr nachvollziehen kann, warum andere Leute reicher sind als ich, wenn ich nur mich nur noch als Teil eines Getriebes sehe, beginne ich, nach einfachen Erklärungsmustern zu suchen. (Antisemitismus, Klassenkampf, Freiheit um jeden Preis) Wenn ich mir diese Muster aneigne und in bestimmte Kreise gerate, die diese Muster ebenfalls reproduzieren, beginnt die Entmenschlichung. Sie beginnt, weil im Rahmen dieser Muster, die Anderen ja die Unmenschlichen sind. Je weiter sich diese Muster reproduzieren, je mehr ich davon Nutzen ziehe, weil ich zeitliche, ökonomische und Statusressourcen bekomme, desto eher bin ich bereit mich zu entmenschlichen.
Ich bin fest davon überzeugt, dass nur Wesen, die sich selbst reflektieren können, sich „verwesen“ können. In ihrer Selbstwahrnehmung, durch die o. g. Prozesse, glauben sie die Definitionshoheit darüber zu besitzen, was lebenswert ist.
Als nicht-gläubiger Mensch muss ich zugeben, dass die Abwesenheit von einem Mindestmaß an Religiosität, Totalitarismus verstärkt, weil auf rationaler Ebene eben nicht sofort klar ist, warum alle gleich sind.
Nazis haben auch sehr erfolgreich kommuniziert, haben den Diskurs gelenkt, haben Bünde geschmiedet, haben Wissenschaft für ihre Zwecke genutzt, haben sich zum Vorreiter „ihrer Moderne“ stilisiert. Sie waren in einem gewissen Sinn, auch wenn viele es nicht wahr haben wollen modern.
Meiner Ansicht nach werden menschliche Eigenschaften durch Fortschritt weder verstärkt noch geschwächt. Der heutige Mensch ist genauso empathiefähig und sozial, wie vor 20.000 Jahren. Es ist die Entfremdung des Fortschritts, die uns Totalitarismus beschert hat, nicht bestimmte Eigenschaften. Wir müssen uns mit den Folgen unseres Handelns beschäftigen und nicht mit den Grundlagen unserer menschlichen Eigenschaften. Die bloße Entwicklung einer einer Atombombe aus menschlicher Neugierde ist noch nicht schlecht, ihr Einsatz um Menschen zu töten schon. Die Entwicklung sozialer Abgrenzungsmechanismen um seine Identität zu betonen ist noch nicht schlecht. Andere deswegen auszuschließen, sie zu benachteiligen ist es schon. Dass es Sachsen und Brandenburger gibt ist für diese Gruppen kein Problem. Für die Afroamerikaner ist sehr wohl ein Problem, wenn es die „Weißen“ gibt.
Mit gut oder böse hat das alles nichts zu tun, wohl aber mit der Frage, wie nahe uns das alles ist. Hitler und Eichmann in die böse Ecke abzuschieben, den Menschen als den Wolf im Schafspelz zu beschreiben, dass tinyentropy, ist mir ein wenig zu einfach. Und das wäre es sicher auch für Ahrendt.
Es geht nicht um Kommunikation, es geht um kritische Selbstreflektion. Wenn ich mir die Frage stelle, ob ich 1933 auch Nazi geworden wäre, bin ich heute am ehesten davor gefeit keiner zu werden. Wie gesagt, mit dem Bösen hat das nichts zu tun. Wir sind nur dann vor Entfremdung geschützt, wenn wir uns eingestehen, dass wir eben nicht davor geschützt sind.
Gruß, David Marien
tinyentropy
April 30, 2012 at 6:54 pm
nun ja. wie erklärst du dann die befunde der milgram-experimente oder die ereignisse der gefängnissimulation? du sagst, dass erst bestimmte umstände zu einer entmenschlichung führen. dem stimme ich zu. die frage ist, was ist der charakter dieser entmenschlichung? ist es ein übergang in einen entfremdeten zustand, der dem mensch nicht eigen ist und der nur ein artefakt der systemischen umstände ist, oder bedeutet die entmenschlichung, dass wir die sozialen regeln, die wir mühsam erlernt haben, über bord schmeissen und alle moralischen hemmschuhe abstreifen? ich denke, dass der mensch erst durch eine gute erziehung und glückliche lebensumstände zu einem sozialen wesen reift.
die bindung zwischen mutter und kind ist ein schwieriges beispiel. sie basiert auf existenzieller abhängigkeit und animalischen instikten, nämlich dass der nachwuchs geschützt werden muss. denn nichts anderes sieht man bei wildlebenden tieren in der natur auch.
aber vielleicht hast du recht. vielleicht ist es stattdessen so, dass der mensch von seinem natürlichen wesen her gut ist und widrige umstände ihn zum bösen verleiten. das mag z.b. bei jugendlichen straftätern so sein. aber das erklärt nicht die befunde der milgram-experimente.
Anonymous
April 30, 2012 at 6:28 pm
Anmerkung: irgendwas hat da nicht funktioniert, ich habs manuell hingebogen:
http://dmhdf.wordpress.com/2012/04/30/neuer-versuch-des-reblogs-tinetrophys-artikel-zu-arendt-und-dem-bosen-im-menschen/ 30.04.2012 18:27 Uhr
Es soll ja alles seine Richtigkeit haben.
Gruß, David Marien
Mascha
Mai 3, 2012 at 7:43 pm
Immanuel Kant sagte schon, daß der Mensch nur in der Gemeinschaft positiv aufgeht. Der Mensch ist ein Tier mit Schwächen und tierischen Trieben. Der Mensch gibt gerne Verantwortung ab und benötigt einen Herrn.
calichino
Mai 10, 2012 at 8:45 am
Vielleicht sollte man sich davor hüten etwas als „gut“ und „schlecht“ zu bezeichnen und darum Rückschlüsse auf „gute“ und „schlechte“ Seiten eines Menschen zu ziehen. Ich glaube nicht, dass Soldaten, die Gräultaten begangen haben, keine guten Wesenszüge herausgebildet hätten oder ihr niedriger Bildungsstand für ihr Verhalten verantwortlich zu machen ist. Der Krieg hat es aus ihnen gemacht und es wäre zu prüfen, ob er das nicht aus uns allen machen würde.
Und im Weiteren: Ob ein Mensch grundsätzlich gut oder schlecht sein muss oder wir die Saat von beidem in jedem finden und ob die Begriffe dann noch haltbar wären.
Sehr interessanter Beitrag, danke für die Aufbereitung!
exvitro
November 5, 2012 at 6:53 pm
Hey, wird doch ein langer Kommentar werden – im Widerspruch zu dem was ich vorhin woanders kommentiert habe…
Zu den Milgram-Experimenten. Dort ist das Interessante nicht das die Menschen welche die anderen mit immer mehr Strom gequält haben in sich etwas Böses haben was sie dazu bringt anderen weh zu tun. Ganz im Gegenteil – bezeichnend war das einige sogar geweint haben (wenn ich mich noch richtig erinnere als ich darüber gelesen haben) aber dennoch den Stromschlag gegeben haben weil der Versuchsleiter es ihnen BEFOHLEN hat.
Was da herauskam ist das wir uns einer Autorität unterwerfen lassen und dabei GEGEN unsere Neigungen und Instinkte handeln können. Klar, wir geben die Verantwortung ab damit und nutzen diese Erklärung um unser Gewissen zu beruhigen („ich habe nur Befehle ausgeführt“).
Das haben Sie (Verzeihung, ich weiss nicht mehr ob wir auf Du oder Sie Basis waren) auch so geschrieben in ihrem Artikel. Doch das gibt keine Rückschlüsse darauf ob der Mensch gut oder schlecht ist, sondern das er bereit ist sich einer Autorität zu unterwerfen. Das ist auch ganz natürlich – denn nur so können wir als eine Gemeinschaft existieren. Eine Gemeinschaft welche kooperiert und gemeinsame Ziele hat und verfolgt. Das wird auch sehr viel in anderen Bereichen ausgenutzt – vornehmlich im Marketing, Schwindel, Politik etc. Und manche Menschen sind eher Anführer und andere folgen.
Aber ich denke auch das der Mensch nicht von sich aus gut ist. Der Mensch ist nichts anderes als ein Tier, genau so wie eine Schnecke oder ein Wolf. Nur weil wir eine Schicht von Zivilisation haben welche lächerliche Paar tausend Jahre alt ist, macht es uns nicht zu etwas Besserem. Im inneren sind wir immer noch Tiere, werden von tierischen Instinkten gesteuert und sind der Evolution unterworfen. So macht es uns weder gut noch schlecht. Wir sind wie wir sind.
Und ich glaube ich habe gelesen das Altruismus eine durchaus legitime Überlebensstrategie ist, deshalb ist es auch für die Menschen von Vorteil oft gut zu sein. Und solange wir eine Gesellschaft haben wie jetzt, wo wir die Verantwortung über uns selbst, grosse Teile unseres Lebens und Überlebens an den Staat bzw. Organisationen/Unternehmen abgeben, spricht nichts dagegen immer gut zu sein. Man hat diesen Luxus. Und man hat dieses Luxus – über die „Bösen“ zu schimpfen. Doch wenn wir aus dieser Schutzsphäre herausgerissen werden – dann funktioniert es nicht mehr. Und wer weiterhin so denkt wird zum Opfer. Gutes Beispiel – vor einigen Wochen wurde ein Fussbalfan, welcher ein Rollstuhlfahrer war von Fans des anderen Teams zusammengeschlagen (in Deutschland). Ich weiss nicht ob er es überlebt hat oder nicht, aber die Polizei hat mit Videoaufnahmen einer Überwachungskamera nach den Tätern gesucht.
Was ist falsch an dieser Geschichte?
1. Die Überwachungskamera, welche als ein Unterdrückungsinstrument verwendet werden kann konnte die Tat nicht verhindern.
2. Polizei war nicht da, um die Tat zu verhindern.
3. Der Mann im Rollstuhl konnte sich nicht gegen die Angreifer wehren.
Wir haben eine Situation wo ein Mensch welcher die persönliche Sicherheit in die Obhut des Staates gelegt hatte geliten hat weil der Saat seine Pflicht nicht erfüllen konnte. Falls er gestorben ist – hat er dafür mit seinem Leben bezahlt.
Hätte er eine Pistole zum Beispiel gehabt dann wäre die Tatsache das er alleine und im Rollstuhl war zu Vernachlässigen. Aber persönliche Waffen sind ja Böse, der Staat wird uns beschützen usw. Nur hier hats nicht funktioniert.
Wozu dieser längliche Besipiel? Nur um zu zeigen das wir IMMER die Verantwortung abgeben. Manchmal ist es sinnvoll – ich will nicht selbst mir mein Blinddarm herausschneiden, manchmal eben nicht.
Und wenn wir so brav erzogen leben, neigen wir dazu zu vergessen das wir Tiere sind und glauben das nur weil wir iPads haben das wir besser ist als der Gorilla aus dem Urwald. Und manchmal müssen wir diesen dünnen Film der Zivilisation abgeben um zu überleben.
Was die Soldaten betrifft ist das Thema viel komplexer als nur ob Menschen im Grunde gut oder Böse sind…Wir sind Individuen, manche werden zu Dr. Mengele manche werden zu Mutter Theresa.
Und als ein Soldat im Kriegsgebiet kann man sich bestimmte Sachen, welche für uns selbstverständlich sind, einfach nicht erlauben wenn man überleben wird. Klar eine solche Leichenschändung ist absolut verwerflich und zu verurteilen. Aber so ist auch jeder Krieg. Und Menschen können extrem sein in extremen Situationen, weder Sie noch ich wissen was da war, was es für Soldaten waren, was es für Menschen waren. Deshalb können wir ja schwer daraus Schlüsse ziehen.
David,
„mir ist immer noch nicht ganz klar, warum der Mensch gar nicht von Grund auf Gut sein sollte?“
Warum sollte er? Wenn er es wäre, wäre er nicht überlebensfähig in einer Situation wo es kontraproduktiv wäre nur gut zu sein.
„Mit den Erfahrungen der Nazi-, Stalin- oder Maozeit für das Böse im Menschen argumentieren zu wollen halte ich doch für sehr einseitig. Man macht hier ein Teil zum Ganzen, es bleibt aber nur ein Teil. Es ist doch sehr bezeichnend, dass Nazis Stalinisten und Maoisten “Kinder der Moderne sind”. Begriffe wie Bürokratisierung, Professionalisierung und Identifizierung, i. S. v. man erklärt sich zum Bestandteil einer Gemeinschaft passen hier ebenfalls gut hinein.“
Sind sie nicht (Kinder der Moderne). Die Menschen haben sich immer bekriegt, unterworfen, unterdrückt. In fast jeder Epoche gab es solche Menschen. Der technologische Fortschritt hat es ihnen aber meist (nicht immer – Attila oder Xerxes sind gute Beispiele ) nicht ermöglicht sich in dem Format zu zeigen. Den letzten Satz von dem Zitat habe ich nicht ganz verstanden. Können Sie bitte es näher erläutern?
„Der Totalitarismus existiert meiner Meinung nach nicht, weil der Mensch böse ist, sondern weil er Mechanismen geschaffen hat, die Individuen entmenschlichen. An dieser Stelle bin ich Marxist, weil ich glaube, dass der Totalitarismus ohne Entfremdung nicht denkbar ist.“
Da haben sie Recht. Ich möchte jedoch hinzufügen – das es genau so verhält in jeder modernen Demokratie. Die entmenschlichung der Individuen ist also nicht eine Eigenschaft welche nur dem Totalitarismus eigen ist sondern jeder komplexen Verwaltungsstruktur.
„Wenn ich nicht mehr nachvollziehen kann, warum andere Leute reicher sind als ich, wenn ich nur mich nur noch als Teil eines Getriebes sehe, beginne ich, nach einfachen Erklärungsmustern zu suchen. (Antisemitismus, Klassenkampf, Freiheit um jeden Preis) Wenn ich mir diese Muster aneigne und in bestimmte Kreise gerate, die diese Muster ebenfalls reproduzieren, beginnt die Entmenschlichung. Sie beginnt, weil im Rahmen dieser Muster, die Anderen ja die Unmenschlichen sind. Je weiter sich diese Muster reproduzieren, je mehr ich davon Nutzen ziehe, weil ich zeitliche, ökonomische und Statusressourcen bekomme, desto eher bin ich bereit mich zu entmenschlichen.“
Sie machen keinen Sinn für mich hier. Warum entmenschlicht es mich wenn ich ein freiheitsliebender, antisemitischer Proletarier bin? Gerade das macht mich doch zu einem Menschen, dass ich solche Konzepte haben kann, emotional für oder gegen was sein kann etc. Oder meinen sie das man „den Feind“ entmenslicht? „Der Jude“, „Der Kapitalist“, „Der Diktator“? Feindbilderschaffung ist eine einfache Methode der Manipulation der Massen. Das machen alle Regierungen. Ich sage nur der Kampf gegen den Terrorismus, Kampf für Freiheit usw. Gibt es heute genau so. Und sogar in sogenannten „nicht totalitären“ Ländern…
„Der heutige Mensch ist genauso empathiefähig und sozial, wie vor 20.000 Jahren.“
Der heutige Mensch ist genauso egoistisch, aggressiv, von Instinkten beherrscht wie vor 20 000 Jahren. Durch geschickte Manipulation der Sprache, Erziehungssystems und der Erziehung, der Entwertung überlieferter Traditionen und Werte wird es oberflächlich kaschiert. Aber wenn man diesen Menschen in eine Situation Pflanzt wo es nicht gut ist wenn er höflich, nett und freundlich ist dann entweder passt er sich an oder stirbt aus…Siehe Soldaten und Krieg weiter oben.
Ich persönlich das die Menschen an sich, als Homo Sapiens weder gut noch böse sind. Sie sind eben. Es sind immer die Individuen der Spezies welche besonders gut oder böse sind. Aber unser aller Ziele sind immer noch – Überleben und Fortpflanzung. Die Sterne sind es zwar auch und Menschen wie Giordano Bruno oder Sokrates haben auch bewiesen das die sogar wichtiger als überleben sind, aber es sind Ausnahmen.
Sehr interessanter Beitrag und sehr interessante Kommentare Entropy und David