Über viele Jahre läßt sich nun schon beobachten, daß sich multiresistente Keime zu einem schwerwiegenden Problem in deutschen Krankenhäusern entwickeln. Es handelt sich um Bakterienstämme, die gegen die uns bekannten Antiobiotika resistent geworden sind. Diese Entwicklung liegt an dem falschen (weil unkrontollierten) Einsatz von Antibiotika. Wenn nicht peinlichst genau auf die Hyigiene geachtet wird, können sich die resistenten Keime schnell innerhalb eines Krankenhauses verbreiten und dies ist sehr gefährlich.
In anderen Ländern, vor allem in Holland, wurden schon vor Jahren spezielle Hygienevorschriften entwickelt, zu deren Umsetzung die Klinken verpflichtet sind. Kurzum, dort wurde das Problem früher erkannt und es wurde sehr ernst genommen. Aufgrund dieser Maßnahmen konnte die Neuinfektionsrate in den Niederlanden erfolgreich gesenkt bzw. deren Anstieg vermieden werden.
Anders sieht es in Deutschland aus. Hier gibt es keine bundesweit einheitlichen Regelungen. Im Prinzip wäre es notwendig, daß an jeder Klinik speziell fortgebildete Hygienefachleute beschäftigt sein müssten, die die Einhaltung der Standards beim Personal kontrollieren. Doch viele Kliniken sparen die Ausgaben für dieses Spezialpersonal, weil sie das Problem vernachlässigen. Der Vergleich zwischen Hygienemaßnahmen in Deutschland und Holland wurde bereits 2006 in diesem Zeitungsartikel der FAZ erörtert.
Das Problem scheint lange bekannt zu sein! Zumindestens seit dem Jahre 2001, wie ein Absatz aus einem Report des Robert-Koch-Instituts nahelegt, der über die Webseite http://www.mrsa-net.org verfügbar ist:
Gegenwärtig haben die MRSA in Deutschland einen mittleren Anteil von 20,7% an allen untersuchten S. aureus aus klinisch relevantem Untersuchungsmaterial (überregionale multizentrische Studie der Paul-Ehrlich-Gesellschaft im Herbst 2001; 2). Für die skandinavischen Länder und die Niederlande liegt dieser Wert deutlich niedriger (< 1%).
Ich bin für dieses Thema kein Experte, da ich nicht (mehr) in einem Krankenhaus arbeite. Aber ich verfolge die Problematik schon eine ganze Weile und die Indizienlage rechtfertigt es zu hinterfragen, ob hier nicht ein Versäumnis der deutschen Gesundheitspolitik vorliegt! Sie scheut härtere Auflagen für die Kliniken wegen der damit verbundenen Kosten, so scheint es.
Doch längst ist es überfällig, daß die Kliniken dazu verpflichtet werden müssten, die notwendigen Gelder zur Bewältigung der Probleme zu investieren. Denn nicht in allen Bundesländern ist speziell geschultes Personal zwingend vorgeschrieben für die Kliniken.
Die tragischen Todesfälle auf der Neugeborenenstation im Klinikum Bremen-Mitte stimmen traurig und sehr nachdenklich.
2 Antworten zu “Multiresistenz der Gesundheitspolitik gegenüber einem offensichtlichen Problem!?”